Alle Rombesucher wird es auch in den Vatikan ziehen. Dieser kleinste Staat der Welt hat durchaus auch für Nichtpilger seinen Reiz. Der monumentale Charakter des Petersplatzes mit dem riesigen Petersdom macht einen Besuch in jedem Fall lohnenswert.
Auf den Bildern sehen Platz und Dom immer so überschaubar aus. Erst wenn man selbst einmal die Anlage vor Ort gesehen hat, kann man verstehen, dass fast alle Besucher auch noch in unserer heutigen Zeit davon beeindruckt sind.
Es sind die gewaltigen Ausmaße, aber auch die gefälligen Proportionen,
die
alles hier einmalig machen. Die meisten Besucher werden auch den Dom von innen sehen
wollen. Dazu muss man sich einer Kontrolle unterziehen und dafür stellen sich die
Menschen in langen Schlangen an. Kontrolliert wird nicht nur, ob man gefährliche
Gegenstände mit sich führt, sondern auch, ob man der Kleiderordnung entspricht. Kurze
Hosen für Männer, Minis für Frauen und unbedeckte Schultern müssen leider draußen
bleiben.
Man sollte sich davon nicht abhalten lassen. Es geht meist schneller als man befürchtet, bis man drinnen ist. Und das Anstellen kann durchaus unterhaltsam sein. Man kommt ins Gespräch und die Zeit vergeht schnell. Viel länger als eine halbe Stunde wird man kaum zu warten haben.
Der Eintritt in den Petersdom ist gratis. Will man aber aufs Dach oder auf die (von Michelangelo konzipierte) Kuppel, dann muss man sich nochmals extra anstellen und dafür auch bezahlen.
Für den Aufstieg auf die Laterne der Kuppel muss man gut zu Fuss sein und man darf auch nicht zu beleibt sein. Es wird auf die letzten Meter ziemlich eng. Dafür hat man von oben in der Laterne einen schönen Rundblick auf den Vatikan und Rom. Aber den Weg über die Flüstergalerie der Kuppel hinaus zum Dach wird jeder schaffen. Auch wer nicht schwindelfrei ist, kann diesen Weg hoch über den Gläubigen wagen. Es ist alles durch ein engmaschiges Gitter so abgesichert, dass man sich nicht fürchten muss. Leider kann man durch dieses Gitter auch kaum mehr fotografieren.
Der Ausblick vom Dach ist weniger ergiebig. Aus Sicherheitsgründen sind alle guten Blickpunkte gesperrt. Hier gibt es dafür einen Kiosk für Andenken und einen Servicebereich zur Stärkung, mit Toiletten.
Der Dachbereich wird gerne für eine Pause benützt. Hier kann man ungestraft am Boden sitzen und z.B. sein Vesper genießen. Ansonsten wird überall im Vatikan ganz streng auf Vorschriften geachtet. Leider meist auch in ziemlich unfreundlicher Weise. Dafür ist es aber im Vatikan überraschend sauber, vor allem im Vergleich zu Rom.
Mit dem Lift (oder auch zu Fuß) kann man dann wieder hinunter in die Basilika und die Besichtigung dieses riesigen Gebäudes fortsetzen, der größten Kirche der katholischen Welt. Wie viele Menschen hineinpassen kann man daran ersehen, wie lange es dauert, bis sie nach einer Messe wieder leer ist. Es sind etwa 15 Minuten bis die Massen durch drei riesige Tore wieder den Weg ins Freie gefunden haben.
Ich habe mir 2004 mal die Hautfarben der Besucher angeschaut, um Schlüsse zu ziehen, ob der nächste Papst ein Nichteuropäer sein wird. Es sind zwar viele Rassen vertreten, aber dachte doch, dass noch einmal ein Europäer gewählt werden wird. Dass es ein Deutscher sein wird, noch dazu ein ehemaliger Tübinger Theologe, war mir allerdings nicht ersichtlich.
Als Kirche zum Beten eignet sich der Petersdom kaum. Es gibt außerhalb der Messen keine Möglichkeiten sich hinzusetzen. Als ein altes japanisches Pilgerpaar die Absperrung zu einer der Nebenkirchen überschritten hat, kam sofort ein Geistlicher her und schob sie zurück. Die alte Dame, die wahrscheinlich ein Vermögen in diese Pilgerreise gesteckt hat, sagte schüchtern "I only want to pray". Darauf der Gottesmann "No". Und die alte Dame schüttelte den Kopf mit "No pray in Vatican!".
Nun mag die katholische Kirche als eines der größten und sicher als das am längsten amtierende Reiseunternehmen der Welt gute Gründe für ihr Vorgehen haben, aber ich fand, dass man offenbar vergisst, wer diesen Reichtum geschaffen hat und für wen er da ist. Für mich ist eine Kirche, in der man sich nicht zum Beten hinsetzen oder hinknien kann, kein Gotteshaus mehr, sondern nur noch ein Museum. Verstärkt wird dieser Eindruck durch Tausende Digitalfotografen.
Solche Kleinigkeiten regen an, kritisch über einige antiquierte Elemente der Katholischen Kirche nachzudenken. Kleiderordnungen, religiöse Schulen, Essen- und Fastenregelungen, die Stellung der Frau, Fragen der Sexualität, alles verstärkt durch den Missionsdrang, sie alle sprechen dafür, dass es vielleicht doch weiterer Reformen bedarf.
Aber was soll's, für mich sind diese Fragen nicht mehr relevant. Ich bin zwar ein Verfechter des Laizismus, d.h. der strengen Trennung von Kirche und Staat, aber auch ich genieße im Petersdom ein wunderbares Bauwerk, ich erfreue mich auch an vielen christlichen Kulturelementen und wer beten will, es gibt genügend andere Kirchen in Rom dafür.
Einige Plätze erfreuen sich besonderer Publikumsgunst. So muss jeder Pilger mal mit seiner Hand die Füße der Petrusstatue berührt haben, was dieser allerdings nicht gut tut, denn sie sind schon stark deformiert.
Japanische Paare lassen sich gerne vor diesen Engeln fotografieren. Und seit dem Tode von Johannes Paul II wird auch sein Grab zur vielbesuchten Pilgerstätte.
Es ist schlicht und passt gut zum Leben dieses bemerkenswerten Menschen, der in Italien heute schon als Heiliger angesehen wird.
Noch einige praktische Tipps: Briefmarken vom Vatikan gibt es Flügel links vom Petersplatz (Servicios). Im Prinzip gibt es dort auch die Vatikanmünzen, aber wer welche haben will, wird in der Praxis nicht umhin kommen, sie für teures Geld bei einem Münzhändler zu bestellen.
Auch zu Generalaudienzen muss man sich mindestens 14 Tage vorher anmelden, siehe dazu die Informationen des Pilgerzentrums. Sie finden immer am Mittwoch vormittags um 10h statt, bei schönem Wetter auf dem Petersplatz oder sonst in der Audienzhalle (Einlass ab 8.30h).
Will man unbedingt in den Vatikan hinein, dann schreibt man auf einen Zettel die magischen Worte CAMPO SANTO TEUTONICO (d.h. Deutscher Friedhof) und zeigt diesen dem Schweizergardisten ohne Hellebarde (er ist der Chef) links von der Basilika. Der lässt einen dann passieren und zeigt einem den Weg zum deutschen Friedhof. Auf meiner Seite "Rom in einem Tag" gibt es schöne Bilder davon.
Es lohnt sich auch beim Petersdom etwas über seine Entstehungsgeschichte zu erfahren. Der Grundstein zum jetzigen Neubau direkt über dem Grab von Petrus wurde 1506 (also vor 500 Jahren) gelegt. Es dauerte aber weit über 100 Jahre und die Amtsdauer von 18 Päpsten, bis er im wesentlichen die heutige Gestalt bekommen hat. Für die Protestanten ist interessant, dass die Art seiner Finanzierung ein Hauptauslöser für die Schaffung ihrer Religion war. Als das Symbol der Katholischen Kirche ist er das Ziel vieler Pilger und sicherlich eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms.
www.euxus.de/rom-petersdom.html